Segelflug AG des Städtischen Gymnasiums Ochtrup

Im Rahmen einer Projektwoche zum Schuljubiläum waren von 02. bis 05.07. 15 Schülerinnen und Schüler mit einem Lehrer bei uns am Platz und durften das Segelfliegen live erleben. Es folgt ein Gastbeitrag von Rieke Tombült:

Vorab: Das mit dem Fliegen ist ja so eine Sache, den einen wird übel dabei und sie entwickeln eine richtige Phobie, während die anderen sich über das Fliegen definieren. Ich persönlich wusste nie genau zu welcher Sorte ich jetzt gehöre. Das einzige Mal, dass ich im wörtlichen Sinne in die Luft gegangen bin, war mit circa sechs Jahren als ich mit meiner Familie in den Sommerurlaub geflogen bin. Da das mittlerweile schon ganze elf Sommer her ist, kann ich mich dementsprechend kaum noch daran erinnern.

Nach über einem ganzen Jahrzehnt sollte es in diesem Jahr wohl wieder so weit für mich sein ein Flugzeug zu betreten, aber keinen riesigen „Airbus“ wie damals, sondern ein auf das nötigste ausgelegte Segelflugzeug. Wie ich ausgerechnet daran komme? Nun ja, da meine Schule in diesem Jahr ihr 50jähriges Bestehen feiert, sollte es anlässlich dessen eine Projektwoche geben. Eines neben vielen anderen Projekten war das Segelfliegen, was unser Lehrer Dominik Hüser zusammen mit einem ehemaligen Schüler und jetzt Hobbyfluglehrer Felix Winter organisiert hat. Zudem wäre das ganze Projekt ohne das ehrenamtliche Engagement der „Luftsportgemeinschaft Steinfurt e.V“. nicht möglich geworden. Dafür anmelden konnte sich jeder Schüler der in der neunten oder elften Klasse ist und Interesse hat. Mein erster Gedanke, den im Übrigen auch jeder andere aus diesen Jahrgängen hatte: „Oh mein Gott, da muss ich mitmachen“. Beim weiteren „Darübernachdenken“ fiel mir dann ein, dass sich jeder dafür anmelden wird und ich mir das mit dem Fliegen dann mal schön abschminken kann. Probieren kostet nichts, also hab ich es einfach trotzdem auf meinen Wunschzettel geschrieben zusätzlich zu zwei anderen Projekten, die mir gefielen und mit denen ich mich ebenfalls zufrieden gegeben hätte. Dass ausgerechnet ich ein paar Monate später mit einem Segelflugzeug in die Luft gehe, hätte ich nie gedacht, doch so war es wohl für mich vorgesehen.

Vor gut zwei Wochen sind wir – die 15 Ausgelosten und unser Lehrer Herr Hüser – zu einer kleinen Einweisung nach Steinfurt zur „Luftsportgemeinschaft“ gefahren. Zu dieser Zeit war eine Schülergruppe von einem anderen Gymnasium dort, um wie wir zu fliegen. Nachdem wir eine Führung über den Platz erhalten hatten, konnten wir uns einen Start angucken. Da überkam mich dann ein wenig die Angst. Dass ein Flugobjekt so schnell und vor allem so steil in die Höhe kommen kann, war mir bis dato ein Rätsel. Aber kein Grund einen Rückzieher zu machen, denn schließlich würde ich so eine Gelegenheit nie wieder bekommen.
Der Flug: Felix Winter legt mir den Fallschirm an, was sich übrigens nicht gerade positiv auf die Nervosität auswirkt, und ich steige in das Segelflugzeug ein. Nachdem die ganzen Gurte richtig eingeharkt sind, folgt die Checkliste. Punkt für Punkt wird sie abarbeitet, denn bei der kleinsten Unvorsichtigkeit kann das Leben kosten.

Über mir schließt sich die Haube und die Person am linken Flügel hebt die Hand. Das ist das Zeichen für die Seilwinde uns hochzuziehen. Schon beängstigend, wenn man realisiert, dass das eigene Leben gerade an einem sehr dünnen Kunststoffseil hängt. Schneller als ich es wirklich begreifen kann, bin ich 330 Meter in der Höhe. Von der Senkrechten geht es wieder zurück in die Waagerechte und ich muss mich erst einmal sammeln. Felix fragt mich, ob alles in Ordnung sei und warum ich denn nicht geschrien hätte, obwohl ich es vorher angekündigt habe. Um ehrlich zu sein, bin ich in diesem Moment noch zu überschüttet mit Adrenalin um irgendeine Reaktion von mir zu geben, doch für ein knappes „Ja“ reicht es. Es geht direkt in eine scharfe Linkskurve, denn wenn wir nicht bald Thermik finden, wird das ein kurzer Flug. Beim zweiten Anlauf geraten wir in einen sogenannten „Bart“ und wir steigen peu à peu auf 1200 Meter an. Die immer kleiner werdende Landschaft unter mir ist unbeschreiblich schön und es ist eigentlich unmöglich sie genauso festzuhalten, weshalb ich mein Handy in der Hosentasche lasse und weiter den Moment genieße. Zwischenzeitlich darf ich den Steuerknüppel auch mal selbst in die Hand nehmen und versuche so gut wie es eben geht ein paar Richtungswechsel einzuleiten. Nach einer guten halben Stunde geht es wieder Richtung festen Boden, was mir dann auch ganz lieb ist, weil mein Margen die vielen Auf und Abs nicht ganz so genießt wie ich.
In den zwei darauffolgenden Tagen habe ich leider nicht so viel Glück bei der Suche nach Thermik, weswegen meine Flüge gerade so an die fünf Minuten kommen. Rückblickend betrachtet, ist das aber nicht weiterhin schlimm, denn die einzigartigen Erinnerungen und Eindrücke vom ersten Flug die bleiben mir. Außerdem ist es schwer sich in die erste oder in die zweite Kategorie einzuordnen im Bezug aufs Fliegen. Ich denke der gesunde Mittelweg ist an dieser Stelle der beste Weg.