Fertigstellung des Vereinsheimes in Füchten

Nur noch wenige Wochen, dann können Steinfurts Luftsportler in ihr neues Vereinsheim einziehen. Lange hat es gedauert, bis die Entscheidung für den Bau gefallen war. Die Fertigstellung selbst ging dabei fast schon pfeilschnell. Im März erfolgte der erste Spatenstich.

„Fliegen ist nur so viel.“ Heidi Balkenhol lässt zwischen Daumen und Zeigefinger gerade einmal Platz für eine dick geschnittene Scheibe Schinkenwurst. Was die ehemalige Vorsitzende der Luftsportgemeinschaft Steinfurt damit sagen will: Um in die Luft zu gehen, ist am Boden eine Menge Arbeit, Schulung und auch Warten auf besseres Wetter notwendig. Und das spielt sich in der Regel alles im oder am Clubheim ab. Somit stellen die eigenen vier Wände draußen in Füchten für die Freizeitpiloten eine nicht zu unterschätzende soziale Komponente dar. Die erfährt gerade einen in der Vereinsgeschichte einmaligen Aufschwung. Nach nicht einmal einem dreiviertel Jahr Bauzeit ist das neue Clubheim so gut wie fertig. „Schon in den nächsten Wochen soll eine stille Übergabe an die Mitglieder erfolgen“, erläutert LSG-Geschäftsführerin Claudia Kegel.

Gemessen an der Bedeutung des Neubaus für die Luftsportgemeinschaft wäre eine feiste Party mit allem Drum und Dran angebracht. Aber, na klar, Corona setzt da wieder einmal ein P davor. „Vielleicht holen wir das im kommenden Jahr nochmal nach“, sagt Heidi Balkenhol. Ihr geht es jetzt aber erst einmal wie Claudia Kegel: „Wir sind froh, wenn wir das Projekt endlich abhaken können.“ Seit vier Jahren, erzählt Balkenhol, ist der Neubau Diskussionsthema Nummer eins im Vorstand. Und seit dem Startschuss für den Bau im März gibt es nahezu jeden Tag Kleines und Großes, das rund um das Jahrhundertprojekt geregelt werden muss. Die beiden Mitglieder des vereinsinternen Bauausschusses wissen nicht im Ansatz, wie oft sie in den letzten Monaten zum Flugplatz nach Füchten gefahren sind, um auf der Baustelle irgendetwas zu regeln.

„Alles in allem hat das hier super geklappt“, betont Heidi Balkenhol. Angefangen von den Verpächtern des Vereinsgeländes über die Behörden, Handwerker Vereinsmitglieder, die sich auf verschiedene Art und Weise für das Clubheim stark gemacht haben. „Alle haben an einem Strang gezogen.“

Claudia Kegel kann sich noch gut an die Zeit vor dem Go für den Neubau erinnern. „Wir haben immer wieder gerechnet.“ Und bis kurz vor Vertragsunterzeichnung war eigentlich klar, dass das neue Häuschen ein Wolkenkuckucksheim bleiben wird. Erst das Anzapfen diverser Landestöpfe und günstiger Darlehen war klar: Das 400 000-Euro-Projekt ist zu stemmen. Die LSGler sind der Regierungspräsidentin Dorothee Feller ganz besonders dankbar. „Als sie sich für uns stark gemacht hatte, da lief es.“ Wobei die Luftsportler eine Menge Glück hatten. Claudia Kegel: „Für die Beantragung der Landesmittel hatten wir das optimale Timing. Nur ein Jahr später, und wir hätten in die Röhre geguckt.“

Das alte Clubheim musste drei Jahre vor seinem 60. Geburtstag kapitulieren. Holzfressende Käfer hatten im Dachstuhl die Vorarbeit geleistet, die kleine Schneekatastrophe im Februar besorgte den Rest. Heidi Balkenhol: „Danach mussten wir das Clubheim wegen Einsturzgefahr sperren.“ Die Bagger räumten das 1964 eingeweihte Gebäude vier Wochen später ab. Die Flugleitung fand Platz in einem Container, der in den nächsten Tagen wieder abtransportiert wird.

Der Chef des Flugbetriebs kann dann in einem Büro mit Ausblick auf beide Endpunkte der Landebahn Platz nehmen. „Ein nicht zu unterschätzender Sicherheitsaspekt“, betont Claudia Kegel. Stichwort Sicherheit: Die Zuschauer haben jetzt draußen an der Bahn ebenfalls eine abgesperrte kleine Besucherterrasse im Grünen. Und durch den verlegten Zugang können sie auch nicht mehr aufs Flugfeld laufen.

Hell, großzügig, praktisch, modern – die neuen Räume im geklinkerten Flachdach sind kein Vergleich zum alten LSG-Heim. So erhofft sich der Vorstand gewissermaßen als angenehme Begleiterscheinung einen Schub für das soziale Vereinsleben. Der Spendenaufruf an die Mitglieder war jedenfalls schon mal sehr erfolgreich. Heidi Balkenhol: „Die komplette Inneneinrichtung wurde aus Spenden finanziert.“ Inklusive Küche. Für die Bestuhlung hatte der Vorstand eine Patenschaftsaktion ins Leben gerufen. Mit großem Erfolg: Stehen muss demnächst keiner.

Beitrag in der WN vom 22.11.2021 von Axel Rollund

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